Ein glattes halbes Jahr brauchte der Magistrat der Stadt Hofheim um eine Anfrage unserer LINKEN-Fraktion zur Ladeinfrastruktur des „Taunus-Shuttles“ zu beantworten. Im Ergebnis gilt: Es gibt in Hofheim immer noch keine Ladestationen für diesen On-Demand-Verkehr. Deren Errichtung wurde von der MTV bisher versäumt. Gut zwei Jahre hatte die Verkehrsgesellschaft Zeit, die nötige Infrastruktur zu schaffen.
Nicht, dass dies aus LINKER Sicht besonders traurig wäre, wenn es zu weiteren Verzögerungen kommt. Für die Fahrgäste ist das eher ein Grund zur Freude: So können sie weiterhin zuschlagsfrei das Anruf- und Anschluss-Sammel-Taxi (AST) benutzen und müssen nicht auf die äußerst teuren Abzocke-Busse, genannt „Taunus-Shuttle“, umsteigen.
Aber es kann nicht angehen, dass unsere lokale Nahverkehrsgesellschaft weiterhin ein Musterbeispiel für Pech und Pannen ist. Dafür ist gerade jetzt der ÖPNV zu wichtig. Vor diesem Hintergrund hat unser Stadtverordneter Bernd Hausmann einen Offenen Brief an den Kreisbeigeordneten und MTV-Aufsichtsratsvorsitzenden Johannes Baron verfasst:
Ruhestand im Amt
Sehr geehrter Herr Kreisbeigeordneter Baron,
nur zur Erinnerung: Sie sind Aufsichtsratsvorsitzender der Main-Taunus-Verkehrsgesellschaft mbH (MTV). Diese lokale Nahverkehrsgesellschaft ist Aufgabenträgerorganisation des Main-Taunus-Kreises, zuständig für die Organisation und Finanzierung des öffentlichen Personennahverkehrs im Landkreis. Als lokale Aufgabenträgerorganisation ist die MTV eine Management- bzw. Regiegesellschaft.
Und als eine solche Managementgesellschaft hat die MTV auch die Organisation eines „On-Demand“-Verkehrs in Hofheim übernommen. Bereits Anfang 2020 hat die Hofheimer Stadtverordnetenversammlung ihre grundsätzliche Zustimmung erklärt, an diesem Pilotprojekt des RMV mit einem Bedarfsverkehr mit Elektro-Kleinbussen teilzunehmen.
Für die kleine Flotte von (damals noch) acht Elektro-Minibussen benötigt man selbstverständlich auch Ladestationen. Dies war sicher auch der MTV bekannt. Nur: Darum gekümmert hat sie sich nicht.
Auf ihrer Homepage verspricht die MTV „die engagierte Umsetzung verschiedenster innovativer Pilotprojekte.“ Doch von einer „engagierten Umsetzung“ war nichts zu bemerken.
Am 27. Januar 2020 verkündete die MTV: „Zum nächsten Fahrplanwechsel, ab Dezember 2020, wird es in Hofheim ein neuartiges Mobilitätsangebot geben.“ Doch zum Fahrplanwechsel passierte: NICHTS.
Weitere Starttermine wurden verkündet: Im November 2021 wurde der 06.12.21 genannt („Das Datum steht erst seit wenigen Tagen fest, denn die Auslieferung der Fahrzeuge hatte sich verzögert“, hieß es). Aber das Pilotprojekt wurde noch immer nicht gestartet. Aktueller Starttermin: 01. Juni 2022. Die Fahrer seien schon auf den neuen Fahrzeugen geschult, hieß es seitens der MTV. Dieweil rosteten die längst ausgelieferten Elektro-Minibusse im Regen vor sich hin.
DIE LINKE bekam heraus, woran es klemmt: Die zum Betrieb der E-Autos notwendige Ladeinfrastruktur fehlte. Sie war schlichtweg vergessen worden. Verantwortlich: Die MTV.
Auf den Tag genau vor sechs Monaten fragte DIE LINKE den Magistrat nach der fehlenden Ladeinfrastruktur. Und gestern verkündete der Magistrat die Antwort: Im Chinon-Center soll eine zentrale Ladestation für acht Fahrzeuge geschaffen werden. Vorraussetzung dafür: Statik und Brandschutz-Gutachten. Dann könnte die Wallbox und ggf. eine Überdachung eingebaut werden. Dann müsse noch ein Mietvertrag abgeschlossen werden (Ob geprüft wurde, ob die Kapazität des Stromnetzes ausreicht, wurde nicht erwähnt).
Noch Ende April diesen Jahres war in der Presse von einem Starttermin Anfang Juni 2022 zu lesen. Doch nach einem Starttermin in drei Wochen, wie er auch von der MTV genannt wurde, sieht das wiederum nicht aus. Vor Ort, auf dem Parkdeck des Chinon-Centers, ist auch noch nichts von irgendwelchen Bauarbeiten zu sehen. Im Jahr 2024 läuft die Förderung des Bundes für dieses Pilotprojekt aus. Man darf gespannt sein, ob es in Hofheim bis dahin startklar ist. In allen anderen Städten, von Limburg über Frankfurt bis Darmstadt, fahren die im Sommer 2021 ausgelieferten Mini-Busse schon längst. Nur nicht in Hofheim.
Das ist – leider – nicht das einzige Beispiel des Versagens der MTV-Geschäftsführung: An das Desaster beim letzten Betreiberwechsel erinnern wir uns mit Grausen, die elektronischen Anzeigetafeln mit den Fahrplandaten der Busse am Hofheimer Busbahnhof und auf dem Bahnsteig sind schon seit Jahren defekt. Noch nicht einmal die Uhren funktionieren. Die tatsächlichen aktuellen Abfahrtszeiten (Echtzeitdaten) der einzelnen Busse können nicht angezeigt werden, weil in der Ausschreibung die Forderung nach einer entsprechenden Ausstattung der Busse vergessen wurde. Und und und.
Herr Baron: Sie sind Mitglied der FDP. Und die FDP hat ja bekanntlich beste Beziehungen zur Wirtschaft. Bitte, fragen Sie mal Ihre Parteifreunde, was man in der freien Wirtschaft mit einer Geschäftsführung macht, deren Handeln (bzw. Nicht-Handeln) ständig von selbstverschuldeten Pannen begleitet wird. Wie schreibt die MTV so schön auf ihrer Homepage: „Die Erwartungshaltung an eine nachhaltige Mobilität in den Kommunen und im Landkreis ist hoch.“ Dass diese Geschäftsführung diese Erwartungshaltung nicht erfüllt: Das ist offensichtlich. Hier ist der Aufsichtsrat gefordert.
Bernd Hausmann, Stadtverordneter und Ortsvorsitzender DIE LINKE. Hofheim