Die Verkehrswende eine Fata Morgana und der Bus- und Bahnverkehr jenseits der Vorstellungskraft?

Wer die Verkehrswende für eine Fata Morgana hält, hat auch kein Interesse an der Verbesserung oder auch nur Aufrechterhaltung eines ausreichenden Angebotes von Bus- und Bahnverbindungen. Dies zeigte sich deutlich bei der letzten Kreistagssitzung. Bei CDU und FDP überraschte das nicht, bei den Grünen schon noch ein wenig.So wurden von der großen Mehrheit sowohl die Einrichtung eines Fahrgastbeirates, als auch die zeitnahe Schaffung von Sozialräumen für das Fahrpersonal und sogar Verbesserungen für die Fahrgäste der S2 bei längeren Bahnausfällen abgelehnt. Und das „mit denkwürdigen Begründungen“, wie Dr. Barbara Grassel, verkehrspolitische Sprecherin der Linken im Kreistag mitteilte.

Kreis-Verkehrsdezernent Baron (FDP) wies darauf hin, dass die Arbeitsstätten-Verordnung nicht für den Bus-Betrieb gelte und daher keine Verpflichtung zur Vorhaltung von Sozialräumen einschließlich Toiletten für das Fahrpersonal bestehe. Im übrigen solle man dieses Thema doch im Zusammenhang mit dem Lokalen Nahverkehrsplan beraten. Letzterer war für die November-Runde zur Beratung angekündigt worden, wurde aber den Kreistagsabgeordneten nicht vorgelegt und wird dies bis zum Jahresende auch nicht mehr werden. Dass sich ohne Sozialräume bald kein Fahrpersonal mehr finden wird – insbesondere auch kein weibliches – ist für den Kreisausschuss offenbar kein Problem. Wohl nach dem Motto: Dann spart man schon gleich einige Busse.

Die Einrichtung eines Fahrgastbeirates beim Kreis wurde insbesondere von den Grünen mit der Begründung abgelehnt, es gebe doch schon einen Fachbeirat bei der Main-Taunus-Verkehrsgesellschaft und außerdem werde doch alle fünf Jahre der Lokale Nahverkehrsplan unter Beteiligung der Kreis-Kommunen und diverser Verbände erarbeitet. Offenbar ist den Grünen unbekannt, was „Fahrgäste“ sind. Auch haben sie nicht bemerkt, dass der letzte Lokale Nahverkehrsplan 2013, also vor über 10 Jahren, beschlossen wurde.

Noch kurioser wurde es bei dem Antrag, der Kreisausschuss möge sich gegenüber Rhein-Main-Verkehrsverbund und DB Regio dafür einzusetzen, dass für den Fall von absehbar längeren S-Bahn-Ausfällen auf der Linie S2 die Regionalzüge an allen Unterwegsstationen zwischen Niedernhausen und Höchst halten, damit Fahrgäste in Eppstein, Lorsbach und Kriftel nicht stundenlang vergebens auf den Bahnsteigen stehen bleiben. Der CDU-Fraktionsvorsitzende Dr. Blasch behauptete einerseits, dass dies nicht möglich wäre, weil dadurch der ganze Fahrplan auf der Strecke Limburg-Frankfurt durcheinander käme. Dies trifft nachweislich bei vier Minuten Fahrzeit-Differenz zwischen S- und Regionalbahn auf der Strecke von Niedernhausen nach Höchst nicht zu. Andererseits bemängelte er, dass es Probleme auch auf anderen Bahnlinien gäbe, wie z.B. der S3, wovon aber nichts in dem Antrag stünde, ohne allerdings seinerseits eine Ergänzung vorzuschlagen. Die Koalition werde im nächsten Jahr einen eigenen Antrag auch zur S3 einbringen und deshalb den vorgelegten zur S2 ablehnen. Sollen die S2-Fahrgäste halt auch im Winter weiter stundenlang nicht aus Eppstein, Lorsbach oder Kriftel weg oder dorthin nach Hause kommen.