Wer für das Chaos mit gleichzeitiger L-3011-Vollsperrung und S-Bahn-Ausfall vom 24. Juli bis zum 11. August hauptsächlich verantwortlich ist, lässt sich einfach beantworten: die Landesbehörde Hessen-Mobil, die sich offenbar nicht für Bahnverkehr interessiert und auch keine Ahnung davon hat! Dass Hessen Mobil zwar den RMV über die geplante Vollsperrung informiert hat, aber nicht die DB, obwohl doch klar ist und bekannt sein müsste, dass bei Bahnstreckensperrungen zwischen Hofheim und Eppstein der Bus-Ersatzverkehr stets über die L 3011 und durch Lorsbach führt – wie sollte auch sonst der Lorsbacher Bahnhof einbezogen werden? –, ist nicht anders zu erklären. Dass die Arbeiten in Niedernhausen schon seit einigen Jahren im Gange sind, uns in Lorsbach schon viele S-Bahn-Ausfälle und Taktreduzierungen beschert haben, aber noch nicht beendet sind, ist eigentlich auch allgemein bekannt, wohl nur nicht bei Hessen Mobil und dem Hessischen Verkehrsminister („Sie sind doch mit der S-Bahn in 3 Minuten in Hofheim!“). Zu der Überschneidung von Vollsperrung und S-Bahn-Ausfällen wäre es im Übrigen nicht gekommen, wenn Hessen Mobil seinen Zeitplan für die Stützmauer-Sanierung in der Klärwerkskurve nicht ständig über den Haufen geworfen und den Beginn der Arbeiten nicht dauernd verschoben hätte. Schließlich sollten die Arbeiten bereits Anfang März 2023 beginnen. Dann wäre die viermonatige Vollsperrung auch Anfang Juli 2023 beendet gewesen, also rechtzeitig vor dem Beginn der Arbeiten in Niedernhausen. Dass HM nicht in der Lage ist, jahrelang geplante und angekündigte Arbeiten auch zu den genannten Terminen auszuführen, und nicht z.B. schon im März mit der Verrohrung des Mühlgrabens begonnen hat, so dass auch die mehr als einmonatige halbseitige Sperrung, während derer an der L 3011 nichts geschieht, hätte entfallen können, ist nicht nachvollziehbar und wird hier in Lorsbach zurecht als Schikane empfunden.
Aber auch der RMV hat sich nicht mit Ruhm bekleckert. Er war über die Vollsperrung informiert, veröffentlicht aber einen Schienen-Ersatz-Fahrplan, von dem er wissen muss, dass dieser nicht realisierbar ist, ohne die DB hierauf hinzuweisen.
Und dann erinnere ich noch an eine Ortsbeirats-Anfrage aller Fraktionen in Lorsbach vom Januar 2022, die lautete: „Wie wird im Falle einer mehrmonatigen Sperrung der L 3011 in Höhe der Klärwerkskurve der Ersatzverkehr bei Störungen bzw. Ausfällen des Bahnbetriebes auf der Strecke zwischen Eppstein und Hofheim sichergestellt?“ Die Antwort des Magistrates lautete: „Bei der genannten Sperrung handelt es sich um eine Maßnahme von Hessen Mobil.
Demnach ist Hessen Mobil verantwortlich für die Planung der Umleitungsstrecke und
anderer verkehrlichen Auswirkungen der Maßnahme. Wie die Deutsche Bahn den Schienenersatzverkehr organisiert, kann nicht von der Stadt beantwortet werden. Grundsätzlich müsste dieser auch die vorgesehene Umleitungsstrecke nutzen. Die Stadt Hofheim wird Gespräche mit den Betreibern des lokalen Nahverkehrs führen und Möglichkeiten für eine Anbindung nach Lorsbach prüfen.“
Schließlich geht es bei der Verschiebung des Baubeginns nicht nur um die vermeidbaren Probleme der Fahrgäste, sondern, was einem Wirtschaftsminister eigentlich klar sein müsste, um erhebliche Beeinträchtigungen der Gewerbetreibenden und Selbständigen in Lorsbach und Eppstein. Diese können weder Betriebsurlaube, noch (Aus-)Lieferungen planen, weil sie nicht wissen, wann die Vollsperrung beginnen und enden wird. Viele Auswärtige meiden offenbar bereits seit dem 19. Juni die Ortsdurchfahrt Lorsbach, weil sie auf die Ankündigung der Vollsperrung ab diesem Tag vertraut haben. Das bedeutet Umsatzeinbußen in den Geschäften. Ob es bei dem neuen Termin, dem 4. Juli, bleibt, weiß niemand. Allerdings zieht sich die Vollsperrung dann schon bis Anfang November hin, wo winterliche Straßenverhältnisse nicht selten sind.
Der vorangegangene Text ist ein Leserbrief unserer Stadtverordneten und Lorsbacher Ortsbeirätin Barbara Grassel.