Bauvorhaben Stadthalle, Rathaus, Bibliothek: Eine verpasste Chance, verantwortungsvoll mit Eschborns Millionen umzugehen.
Am vergangenen Donnerstag hat die Stadtverordnetenversammlung die Umsetzung des Projektes Stadthalle/Rathaus/Bibliothek beschlossen. Die gesamte Opposition aus FDP, SPD und Linken hat geschlossen gegen den Beschluss gestimmt.
Dabei sah es in den letzten Jahren fast schon so aus, als könnte das Riesenprojekt Eschborn nach dem sehr eindeutigen Bürgerentscheid gegen einen „Palazzo Prozzo“ im Jahr 2012 doch noch zu einem guten und sogar einvernehmlichen Ergebnis kommen. Im Oktober 2020 stimmten die Stadtverordneten bei nur einer Enthaltung der Auslobung für einen städtebaulichen Wettbewerb zu, allerdings nur “im Grundsatz“. Die Stadtverordneten sahen schon damals ganz klar Anpassungsbedarf, insbesondere im Hinblick auf die zunehmende Digitalisierung und das mobile Arbeiten. Die Tatsache, dass die geplanten Flächen für das Rathaus gegenüber der Konzeption von 2018 deutlich erweitert wurden, stieß in der
Stadtverordnetenversammlung auf klare Kritik nicht nur seitens der Linken.
Dem im Rahmen eines Wettbewerbs ermittelten Siegerentwurf für das Konzept haben die Stadtverordneten im Mai 2022 sogar einstimmig zugestimmt, so überzeugend sah er aus. Im September 2023 wurden dann von den Planern die „Grobkosten“ für das inzwischen konkreter durchgeplante Projekt auf 123 Mio Euro geschätzt. Ein Antrag der FDP, in der weiteren Planung Maßnahmen zur
Kosteneinsparung in Höhe von mindestens 20 % zu identifizieren, fand allerdings nur bei der Linken Zustimmung. Stattdessen wurde mit der um die SPD erweiterte „Bürgermeister-Mehrheit“ eine wachsweiche Variante formuliert und beschlossen, in der jedes konkrete Einsparziel fehlte. Die Linke
und die FDP haben sich enthalten.
Im Juli 2024 war von nennenswerten und sinnvollen Einsparungen seitens der Koalition und des Bürgermeisters auch keine Rede mehr. Stattdessen betragen die nun geplanten Kosten 135 Mio Euro, und weitere Kostensteigerungen wurden auch von den Planern bereits angesprochen.
In einer in manchen Sachfragen in Eschborn durchaus nicht ungewöhnlichen Zusammenarbeit haben daraufhin FDP und Die Linke gemeinsam einen weiteren Versuch unternommen, den hohen Anforderungen an Flächen und Standards und damit den explodierenden Kosten die dringend notwendigen Grenzen zu setzen. Im gemeinsamen Antrag werden einige sehr konkrete, zum Teil auch schmerzhafte Vorschläge für Anpassungen gemacht, die es tatsächlich realistisch erscheinen lassen, das geplante Bauvolumen auf 110 Mio. Euro zu begrenzen.
Die Koalition aus CDU, Grünen und FWE hielt aber uneingeschränkt an den geplanten Flächen und Standards fest. Die Chance, das von den Stadtplanern vorgelegte und im Grunde gute und erfreuliche Konzept in einem für Eschborn vertretbaren Kostenrahmen umzusetzen, wurde damit bedauerlicherweise verpasst.