Das Land Hessen will auf Kosten der Bürgerinnen und Bürger und der Wirtschaft sparen
Bernd Hausmann, Lorsbacher und LINKE-Stadtverordneter, kritisiert die Fehlplanungen der Landesbehörde:
Bei den Sanierungsarbeiten an der Stützmauer der Landesstraße 3011 bevorzugt Hessen Mobil die kostengünstigste Variante: Die mit einer zwölfmonatigen Vollsperrung. Doch diese Variante hat die schädlichsten Nebenwirkungen: Die meisten der wenigen Geschäfte, die noch in Lorsbach verblieben sind, leben vor allem von den Pendlerinnen und Pendlern: Tankstelle, Kiosk, Blumenladen, Backshop: Sie alle sind in ihrer Existenz bedroht, wenn die Straße über einen längeren Zeitraum gesperrt wird. Zudem verursacht diese Variante aufgrund der langen Umleitungsstrecken während der zwölfmonatigen Bauzeit hohe zusätzliche Spritkosten. Den zusätzlichen Verschleiß, Zeitaufwand und die Umweltbelastung gar nicht mitgerechnet. Die Stadt präferiert eine Variante, die „nur“ vier Monate Vollsperrung nötig macht, aber angeblich für Hessen Mobil Mehrkosten von 700.000 € verursacht. Doch die Autofahrenden würden so etwa 1,8 Mio. € an Treibstoffkosten sparen. Die volkswirtschaftlichen Gesamtkosten lägen 1,1 Mio. € niedriger. Und vor allem: Die Lorsbacher Geschäfte blieben am Leben.
Nur die Rheingaustraße hat in Hofheim mehr Verkehr: 10.000 Autos fahren tagtäglich auf der L3011 durch Lorsbach. Nur rund zehn Prozent kommen aus Lorsbach. Der allergrößte Teil stammt aus Eppstein und dem weiteren „Hinterland“.
Die Länge der 1.000 Fahrten der Lorsbacherinnen und Lorsbacher zwischen Lorsbach und der Hofheimer Kernstadt verdoppelt sich von derzeit vier auf dann acht Kilometer, wenn der Umweg über Langenhain gefahren werden muss. Bei einem Durchschnittsverbrauch von sieben Litern und bei einem Literpreis von 2 € entstehen so tagtäglich rund 560 € Mehrkosten für den Umweg über Langenhain. Im Monat sind das 17.000 € bzw. gut 200.000 € für die 12-monatige Vollsperrung.
Würden alle 10.000 Fahrten auf der L 3011 den Umweg über Langenhain nehmen, dann hätten alle zusammen Mehrkosten von 170.000 € im Monat bzw. gut 2 Mio. € im Jahr – allein an zusätzlichen Spritkosten.
Doch dies ist eine Milchmädchenrechnung: Eine durchschnittliche tägliche Verkehrsmenge von 10.000 Fahrzeugen würde insbesondere die sehr enge Durchfahrt durch den alten Lorsbacher Ortskern samt Bahnübergang niemals verkraften. Alt Lorsbach ist schon mit den knapp 1.500 Fahrzeugen, die pro Tag am Ortsausgang Richtung Langenhain gezählt wurden, „gut“ ausgelastet. Zusätzlich würde das enge Sträßchen gerade mal die 1.000 Lorsbacher Autos verkraften, aber niemals die 10.000, die derzeit auf der L 3011 fahren.
Daraus folgt: Der Verkehr zwischen Hofheim und Eppstein muss sich einen anderen Weg suchen: Entweder über Wildsachsen (ebenfalls sehr enger alter Ortskern) und Langenhain oder über Kelkheim. Für die Länge des Umweges ist dies egal: Beide Umfahrungen sind 6 km länger als der direkte Weg auf der L 3011.
Wenn somit 9.000 Fahrten täglich sechs Kilometer länger werden, dann entstehen zusätzliche Treibstoffkosten von rd. 7.250 € pro Tag. Das wären knapp 220.000 € im Monat oder gut 2,6 Mio € pro Jahr.
Insgesamt würde eine einjährige Vollsperrung der L 3011 den Autofahrenden allein an zusätzlichen Treibstoffkosten 2,8 Mio. € aufbürden. Da fallen die 700.000 € Mehrkosten für die von der Stadt favorisierte Variante kaum ins Gewicht. Aber: Auch diese Variante würde wegen der auch dabei nötigen 4-monatigen Vollsperrung knapp 1 Mio. € an zusätzlichen Spritkosten verursachen. Das wären aber immer noch 1,8 Mio. weniger als bei einer zwölfmönatigen Sperrung. Unter dem Strich brächte die städtische Variante also 1,1 Mio. € weniger gesamtwirtschaftliche Kosten: Für das Land werden die Baukosten um 700.000 € steigen, aber die Bürgerinnen und Bürger sparen 1,8 Mio. an Treibstoffkosten. Den Gewinn für die Umwelt und die Geschäftswelt gar nicht mit berechnet.