Unser langjähriger Stadtverordneter Bernd Hausmann (75), der dem Stadtparlament seit 2011 angehörte, legt sein Mandat nieder. Die Gründe für seinen Mandatsverzicht erläuterte er in einer persönlichen Erklärung in der Stadtverordnetenversammlung vom 18.10.23 (s. unten).
Für Hausmann rückt Anita Vogt, gelernte Dipl.-Sozialpädagogin, in dieses Gremium nach. Frau Vogt ist eine sehr qualifizierte, erfahrene und engagierte Kommunalpolitikerin: Sie ist Mitglied im Ortsbeirat Kernstadt und war von 2019 bis 2021 bereits Mitglied der Stadtverordnetenversammlung. „Ich freue mich sehr, Frau Vogt wieder in unserer Fraktion begrüßen zu dürfen“, erklärt Dr. Barbara Grassel, die Fraktionsvorsitzende der LINKEN.
Zu seinem Mandatsverzicht erklärte Hausmann: „Nicht nur in der Politik soll man gehen, solange wenigstens noch ein paar Leute sagen: ‚Eigentlich schade, dass er weg ist‘. Wenn alle sagen: ‚Gott sei dank, dass er weg ist‘: Dann ist man zu spät gegangen. Doch Hausmann kann`s nicht lassen: Der Hofheimer Kommunalpolitik bleibt er erhalten: Er ist für Barbara Grassel in den Ortsbeirat Lorsbach nachgerückt, weil auch Frau Dr. Grassel ihr Ortsbeiratsmandat niedergelegt hat.
Bernd Hausmanns letzte Botschaft an die Hofheimer Stadtverordneten:
Herr Stadtverordnetenvorsteher Hegeler und Herr Bürgermeister Vogt haben mir letzten Monat im Namen der Stadtverordnetenversammlung und des Magistrats ganz herzlich zu meinem 75. Geburtstag gratuliert. Vielen Dank, ich habe mich sehr darüber gefreut. Daher möchte ich Ihnen ebenfalls eine kleine Freude bereiten:
Ich lege zum Ende dieses Tages mein Mandat als Stadtverordneter der Kreisstadt Hofheim am Taunus nieder.
Dies ist keine spontane Entscheidung, sondern sie wurde bereits 2010 getroffen, als ich mich entschieden hatte, mich für dieses Mandat zu bewerben. Deshalb hatte ich mir schon vor 13 Jahren fest vorgenommen: Mit 75 ist Schluss. Man darf nicht an seinem Sessel kleben. Frau Merkel hat mit 67 aufgehört, Herr Bouffier mit 71. Und ich merke es deutlich: In meinem hohen Alter kann ich vieles nicht mehr nachvollziehen. Ich kann z.B. nicht erkennen, wieso ein paar bunte Plastik-Kugeln an irgendwelchen Laternenpfählen oder zwei überdimensionierte Sonnenschirme am Untertor zur Attraktivitätssteigerung der Innenstadt beitragen. Von gestern, wie ich bin, glaube ich immer noch, dass eine ausreichende Zahl an Kita-Plätzen oder mehr Grün nicht nur die Attraktivität der Innenstadt, sondern die der Gesamtstadt steigert.
Ich freue mich sehr, dass Frau Anita Vogt sich bereits zu Anfang dieser Wahlperiode bereit erklärt hat, ab deren Mitte in dieses Gremium nachzurücken. Und obwohl meine Nachfolge mit Frau Vogt trefflich geregelt ist, da Frau Vogt eine sehr qualifizierte, engagierte und gremien-erfahrene Nachrückerin ist: Ja, ich verlasse diese Stadtverordnetenversammlung mit zwei weinenden Augen, denn die Arbeit in diesem Hause hat mir immer Freude bereitet (o.k., das war nicht wechselseitig, zugegeben). Und gerade in den letzen zwei Jahren, nachdem sich die SPD aus ihrer babylonischen Gefangenschaft mit der CDU befreit hat, war die Arbeit in unserer Stadtverordnetenversammlung besonders interessant. Aber wie sagt das Sprichwort „Wenn es am schönsten ist, dann sollte man gehen.“
Doch ich möchte nicht ohne einen unerbetenen Rat gehen: Unsere Gesellschaft fragmentiert sich immer mehr. Daher ziehen auch immer mehr Fraktionen in unsere kommunalen Vertretungskörperschaften ein. Bei der Bildung mehrheitsfähiger Koalitionen sind immer mehr Fraktionen unter einen Hut zu bringen, mehrheitsfähige Koalitionen zu bilden wird immer schwieriger. Die Antwort darauf sollte sein: Regieren mit wechselnden Mehrheiten.
Natürlich sind wechselnde Mehrheiten keine Garantie dafür, dass weise politische Entscheidungen getroffen werden. Aber das ist bei festen Koalitionen auch nicht der Fall. Das sehen wir nicht nur in Hofheim. Aber eines garantieren wechselnde Mehrheiten: Mehr Transparenz in der Politik. Und: Transparenz ist eine notwendige (aber keine hinreichende) Bedingung für Demokratie.
Ich wünsche den Hofheimerinnen und Hofheimern, dass diese Stadtverordnetenversammlung zukünftig weise Beschlüsse fasst. Wohlgemerkt: Ich habe nicht gesagt, auch zukünftig…
Bernd Hausmann