Zahlen widersprechen Schließungsabsichten am Hofheimer Krankenhaus

Die Linke Main-Taunus im Kreistag hat detaillierte Zahlen zum Notfallgeschehen im Main-Taunus-Kreis abgefragt, um die Einschätzungen des umstrittenen KPMG-Gutachtens zu überprüfen. Die kürzlich erhaltene Antwort belegt: Eine Schließung der Stroke Unit und Notaufnahme in Hofheim wären noch unverantwortlicher als bisher angenommen.

Thomas Völker, Sprecher der Linken im Kreistag, erläutert die vorliegenden Zahlen zur Notfallversorgung:

„Im vergangenen Jahr sind mehr als 12.500 Menschen in die Kliniken des Main-Taunus-Kreises mit dem Rettungswagen (RTW) in die Notaufnahme gebracht worden. Rund 2.500 Rettungseinsätze führten dabei in die Klinik nach Hofheim, das sind mehr als sechs Erkrankte und Verletzte pro Tag. Hinzukommen diejenigen Menschen, die selbst oder durch nahestehende Personen ohne RTW dort vorgesprochen haben. In 2.210 Fällen übernahmen die Main-Taunus-Kliniken Patientinnen und Patienten aus umliegenden Kreisen und kreisfreien Städten, weil offensichtlich die Kapazitäten dort nicht ausreichten.

Das alles zeigt: Unsere Kliniken werden als Teil der lokalen und regionalen Notfallversorgung gebraucht. Die 2.500 Rettungsfahrten nach Hofheim demonstrieren in Kombination mit den Verlegungen aus benachbarten Kommunen eindrücklich diese Relevanz. Die Kapazitäten im Rhein-Main-Gebiet reichen schon im Alltag nicht zu jeder Zeit aus, um dieses Aufkommen an Patientinnen und Patienten zu bewältigen, ganz zu schweigen von größeren Notsituationen. Hinzutreten Zeitverlust und die längeren Wege, die in kritischen Fällen über Wohl und Wege von Menschen entscheiden und Rettungsmittel über längere Zeiträume binden.“

Besonders deutlich wird aus Völkers Sicht die falsche Betrachtungsweise bei den potenziellen Stroke-Unit-Einsätzen:

„Im Main-Taunus-Kreis wurden 2023 1.274 Menschen mit Schlaganfall oder einer transitorischen ischämischen Attacke (TIA) rettungsdienstlich begleitet. Diese Zahl ist deutlich höher, als wir im Krankenhausbündnis gemäß des Bevölkerungsdurchschnittswerts erwartet hatten. Die voll funktionsfähige, aber leider weitgehend heruntergefahrene Stroke Unit in Hofheim kam nur in 78 Fällen dabei zum Einsatz. Lieber wurden Patientinnen und Patienten in einer hoch zeitkritischen Situation teils bis Offenbach verlegt, um sie einer Behandlung zuzuführen. Die Zahl der potenziellen Patientinnen und Patienten belegt, dass es keinen versorgungsnotwendigen Aspekt für eine Schließung der Hofheimer Stroke Unit gibt. Die Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft hat als Qualitätskriterium bei der Zertifizierung ein Patientenaufkommen von mindestens 250 pro Jahr angesetzt, was angesichts der MTK-Zahlen klar zu erreichen wäre. Auch die Krankenhausreform von Lauterbach will Stroke Units explizit erhalten und sieht hier Aufschläge von 35 Millionen Euro vor. Vor diesem Hintergrund ist der geplante Schritt schlicht fahrlässig. Im Sinne der Menschen im MTK und gerade auch mit Blick auf die demografische Entwicklung bei uns im Kreis wäre es notwendig, die Stroke Unit wieder personell zu besetzen und die Versorgungslage zu verbessern, auch, um die oft abgemeldeten Kapazitäten in Frankfurt zu entlasten.“