Pläne zum Um- und Abbau unserer Krankenhäuser gefährden die Versorgungslage im MTK und Frankfurter Westen

Das Bündnis für eine sichere Gesundheitsversorgung im Main-Taunus-Kreis und Frankfurter Westen erklärt zu den gestern offiziell bekanntgegebenen Plänen zum massiven Um- und Abbau der Gesundheitsversorgung im varisano-Verbund:

Monatelang wurde unserem Bündnis vorgehalten Panik zu schüren. Jetzt zeigt sich: Alle Befürchtungen, die wir geäußert haben, bewahrheiten sich. Es kommt im Gegenteil noch schlimmer und das ohne erkennbare Bedarfsanalyse.

Niedergang in Raten – Notfallversorgung gefährdet

Wir stellen fest: Bei einer Umsetzung des nun vorliegenden Vorschlags gibt es im gesamten Main-Taunus-Kreis keine wohnortnahe Schlaganfallversorgung mehr und kein Herzkatheterlabor. Die Schließung der Zentralen Notaufnahme in Hofheim und die Schließung der Pneumologie führen dazu, dass Hofheim den Status als Krankenhaus verliert. Der Verweis auf die neuen Leveleinteilungen ist dabei irreführend, weil der Beschluss von Bund und Länder im Juli 2023 genau diese Level wieder kassiert hat. Wir befürchten deshalb: Hier beginnt ein Sterben auf Raten, am Ende droht Hofheim sein stationäre medizinische Versorgung komplett zu verlieren.

Auch die weiteren Umstrukturierungen ergeben keinerlei Sinn: die Verschiebungen zwischen Bad Soden und Höchst gefährden unter anderem das zertifizierte regionale Traumazentrum, die Absage des dritten Bauabschnitt in Höchst bedeutet weiterhin unwürdige Zustände in der psychiatrischen Versorgung, die schon 2019 mit dem Wallraff-Report aufgedeckt wurden. All das entspricht weder einem Zukunfts-, noch einem angemessenen medizinischen Konzept.

Völlig unklar bleibt auch, wie die ja schon heute oft voll ausgelasteten Kliniken Bad Soden und Höchst das zusätzliche Aufkommen an Patientinnen und Patienten aus dem Versorgungsgebiet auffangen sollen. Schon heute berichten Rettungsdienste, dass oft weit über das Rhein-Main-Gebiet hinaus verlegt werden muss, weil es keine freie Kapazitäten gibt. Die direkte Folge ist die zweitschlechteste Rettungszeitquote aller hessischen Landkreise für den Main-Taunus-Kreis. Scheinbar wird jetzt aktiv am letzten Platz gearbeitet.

Hinzukommt, dass in Zeiten des Fachkräftemangels ein massiver Personalabbau geplant ist, der sich unweigerlich auf die medizinische Versorgung auswirken wird. Die angekündigte Bezahlung nach TVöD ist seit Jahren überfällig, eine vollständige Anwendung des Tarifrechts und damit eine wirkliche Tarifbindung wird aber offenbar noch immer nicht erwogen. So schreibt man die bestehenden Wettbewerbsnachteile selbst fort.

Entscheidungsfindung an Beschäftigten und politischen Gremien vorbei

Wir verurteilen auch, dass die gesamte Konzeption am grünen Tisch entwickelt wurde, ohne die Beschäftigten, ohne die gesetzlich vorgeschriebene Einbeziehung der Betriebsräte. Auch die Chefärztinnen und Chefärzte sind nach deren eigenen Aussagen in den Mitarbeiterversammlungen in keiner Weise beteiligt worden und lehnen die Pläne weitgehend ab. Öffentlich versprochen war zudem, dass die Kreis- und Stadtpolitik über mehrere Szenarien informiert wird, um anschließend eine Entscheidung treffen zu können. Der Beschluss des Aufsichtsrates schreibt einen Weg vor, den die politisch Verantwortlichen nur noch abnicken sollen – ohne ausreichend Beratungszeit, ohne die Konzepte und Analysen vorliegen zu haben. So beerdigt man die Demokratie im Betrieb und in den Parlamenten.

Bündnis wird Widerstand fortsetzen

All dies belegt, dass die veröffentlichten Pläne in keiner Weise zukunftsweisend sind. Ja, es braucht eine dringende Reform unserer Kliniken. Diese muss aber mit und nicht gegen die Beschäftigten erfolgen. Sie muss von einer transparenten Bedarfsanalyse ausgehen statt von Hinterzimmergesprächen. Sie muss sicherstellen, dass alle Standorte eine tatsächliche Zukunft haben, statt ausschließlich auf ökonomisch motivierte Abbaumaßnahmen zu setzen.

Wir werden diesem falschen Verständnis von Daseinsvorsorge entschieden entgegentreten.

Wir rufen alle Menschen im Versorgungsgebiet unserer Kliniken auf: Helft uns diesen Irrweg zu beenden. Unterschreibt unsere Petition: https://chng.it/K5c7R7BQDc Beteiligt euch an Informations- und Diskussionsveranstaltungen, die unser Bündnis vorbereitet. (Nächste Veranstaltung: 5.12., 20 Uhr, Film mit anschließender Diskussion im Kino CasaBlanca Bad Soden) Besucht die öffentlichen Sitzungen der politischen Gremien im Main-Taunus-Kreis und in Frankfurt. Zusammen können wir diese Fehlentwicklung stoppen!