Auflösung „Masterspezialfonds“:Eine unprofessionelle Kurzschlussreaktion

Die Koalition hat sich entschieden, den Masterspezialfonds, in dem die Stadt Eschborn seit 2019 insgesamt 50 Mio Euro angelegt hat, aufzulösen. Wir halten das für falsch, erklärt Fritz-Walter Hornung, Fraktionsvorsitzender der Linken in der Stadtverordnetenversammlung Eschborn.

Warum? Anders als die meisten anderen Kommunen hat die Stadt dreistellige Millionenbeträge nicht nur kurzfristig, sondern zum Teil auch über lange Zeit auf ihren Bankkonten liegen. Nun gibt es durchaus berechtigte Zweifel daran, dass es in den Kommunen eine besonders hohe Kompetenz für Geldanlagen gibt. Und die sogenannten „einfachen“ Geldanlagen, wie Tages- und Festgelder bei privaten Banken, sind in der Regel nicht nur wenig ertragreich, sondern manchmal auch hochriskant, wie das Beispiel Greensill schmerzlich gezeigt hat. Hinzu kommt, dass bei einem hohen Anlagevolumen wie dem der Stadt Eschborn eine risikominimierende Streuung mangels ausreichender bonitätsstarker Angebote gar nicht möglich ist.

Deshalb hat die Stadt vor knapp sechs Jahren mit fachlicher Unterstützung einen Spezialfonds aufgelegt, der auch mit den vom hessischen Innenministerium erlassenen strengen Vorschriften kompatibel ist. Ähnliche Konstrukte nutzen zum Beispiel auch gemeinnützige Stiftungen, Kirchen und Pensionskassen.

Dieser Fonds, in den die Stadt 2019 50.000.000 Euro eingelegt hat, investiert zum allergrößten Teil in festverzinsliche Wertpapiere und zu einem kleinen Teil in Aktien. Zuletzt betrug der Aktienanteil unter 20 Prozent. Der hohe Anteil von Festverzinslichen war es auch, der infolge des Zinsanstiegs der letzten Jahre dazu führte, dass der aktuelle Wert nach allen Kosten nicht bei 50 Mio bzw. deutlich mehr liegt, sondern bei „nur“ rund 49 Mio Euro.

Jetzt zu beschließen „Wir lösen den Fonds auf, sobald er wieder den Wert von 50 Mio. Euro erreicht hat“, ist kurzsichtig und wenig professionell. Denn auf längere Sicht lässt der Fonds sehr wohl deutlich höhere Erträge erwarten, und das aufgrund der dort bestehenden Streuung bei geringem Risiko. Und eine Geldanlage ganz ohne Risiko gibt es nicht.

Welche Alternativen bestehen?
Bis vor einem Jahr konnte die Stadt das Geld bei der Bundesbank anlegen und erhielt dort den gleichen Zinssatz wie die Banken. Jetzt kann sie ihr Geld immer noch dort anlegen, aber sie erhält anders als die Banken keinerlei Zinsen dafür. Die Banken freuen sich hingegen über die Giroguthaben der Stadt Eschborn, denn sie bekommen für das Geld der Stadt aktuell von der Bundesbank 3,25 %, die sie natürlich meist nicht oder allenfalls teilweise weitergeben – ganz anders, als sie es mit den Negativzinsen in den vergangenen Jahren praktizierten. Ein gutes Geschäft für die Banken, aber ein schlechtes für die Stadt.

Die Stadt könnte, wenn die noch zu beschließende Anlagerichtlinie das vorsieht, selbst festverzinsliche Wertpapiere, zum Beispiel Bundesanleihen, kaufen. Und sie könnte bei den Banken sogenannte gemischte Publikumsfonds mit einem Aktienantel von maximal 30 % kaufen. Bei letzteren wäre dann das Risiko ähnlich gering wie beim bestehenden Masterspezialfonds, aber die Kosten wären erheblich höher. Die Fondsgesellschafen der Banken rufen hierfür mindestens 1%, meist aber bis zu 2% auf die Anlagesumme auf. Das ist viel mehr als bei unserem nun zu bererdigenden Fonds ESG1. Fazit: Eine vernünftige Alternative bei dieser hohen Anlagesumme gibt es eher nicht.

Sicher könntem man das eine oder andere beim Eschborner Masterspezialfonds noch verbessern. So könnte zum Beispiel die Streuung bei den Aktien deutlich höher sein. Man könnte sich gleich für kostengünstige ETF statt Einzelaktien entscheiden. Nach unserer Auffassung und nach Mehrheitsansicht der damit befassten Wissenschaftler_innen wäre auch eine eher passive Fondstragie empfehlenswert.

Aber das sind Details. Was die Koalition beschlossen hat, ist auf jeden Fall eine Kurzschlussreaktion, wenig professionell und auch nicht sinnvoll für die Stadt. Kosten spart es auch nicht. Wir haben deshalb dagegen gestimmt.