Die Linke Main-Taunus auf Sommertour

In der vergangenen Woche hat Die Linke Main-Taunus verschiedene soziale Träger und Vereine besucht, um sich ein besseres Bild von deren Arbeit zu machen. Auf Initiative der Linken-Kreistagsgruppe fanden Besuche und Gespräche mit Jugendberatung und Jugendhilfe (JJ), EVIM, Frauen helfen Frauen MTK und dem Tierschutzverein Sulzbach statt.

Der Besuch im Zentrum für Jugendberatung und Suchthilfe in Hofheim mit dem Schwerpunktthema Suchtprävention ermöglichte einen sehr guten Einblick in die vielfältige Arbeit. Der Austausch mit Leiterin Lydia Rauh zeigte die vielfältigen Herausforderungen bei Suchterkrankungen, die quer durch die Gesellschaft weit verbreitet sind. Unangefochten an der Spitze stehen dabei weiterhin Alkohol und Nikotin, aber auch Verhaltenssüchte wie Gaming oder Mediensucht nehmen gerade bei Jüngeren stark zu. Einigkeit bestand, dass angekündigte Schritte wie das bundesweite Lachgas-Verbot aber auch das Ende für das so genannte „begleitete Trinken“ ab 14 Jahren überfällig sind. Auch ein komplettes Werbeverbot für Tabak und Alkohol wäre aus Sicht der am Gespräch Teilnehmenden überfällig.
Die Teil-Legalisierung von Cannabis ist für die Suchthilfe eine Herausforderung, insbesondere auch da das zugrundeliegende Konsum-Cannabis-Gesetz handwerklich schlecht gemacht ist und jugendliche Konsumierende nur noch schwer in die Suchthilfe einmünden. Den wachsenden Bedarfen steht leider kein Aufwuchs der finanziellen Förderung des Main-Taunus-Kreises gegenüber. Thomas Völker wies als Sprecher der Linken-Kreistagsgruppe daraufhin, dass entsprechende Anträge der Linken in den Haushaltsverhandlungen leider abgelehnt wurden.
Die plötzliche Schließung der Arbeitsgemeinschaft für Suchtgefahren (AGS) in Schwalbach durch die Vertragskündigung seitens des Main-Taunus-Kreises war natürlich ebenso Thema, muss doch JJ nun ohne bessere Finanzierung mindestens einen Teil der Arbeit der AGS absichern. Hier hatte Die Linke schon in der Vergangenheit kritisiert, dass der Kreis nicht zur Überbrückung freie Mittel von der AGS zu JJ umgeschichtet hatte.

Die zweite Station der Sommertour war der Hattersheimer Schlockerhof, wo sich Die Linke über die Arbeit der Werkstätten für Menschen mit Behinderungen und über das Projekt Startklar, welches Menschen aus dem Werkstattbereich in sozialversicherungspflichtige Beschäftigung vermittelt, informierte. Während des Besuchs wurde sehr deutlich, dass der Träger EVIM mit einem vielfältigen Angebot passgenaue Lösungen für die dort beschäftigten Menschen mit Behinderung sucht und dabei nach Möglichkeit den Beschäftigten schrittweise den Weg aus den Werkstätten heraus ermöglichen will. Neben einfachen Produktionstätigkeiten gibt es Angebote wie die Gärtnerei, den Verkauf im eigenen Hofladen oder im Café und eine Fahrradwerkstatt. Von der Qualität der Bäckerei konnten sich die Gesprächsteilnehmenden währenddessen bei leckerem Erdbeerkuchen überzeugen.
Herr Berg und Herr Thies von EVIM erläuterten, dass es inzwischen gelinge knapp ein Viertel aller Beschäftigten auf Außenarbeitsplätze zu vermitteln und damit arbeitsmarktnah zu beschäftigen. Daraus ergebe sich auch immer wieder der Übergang in eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung und damit die tatsächliche Inklusion in Erwerbsarbeit. Das sei eine zentrale Aufgabe moderner Werkstättenarbeit. Zugleich bleiben die Werkstätten ein wichtiger Ankerpunkt für viele Menschen, denen dieser Weg nicht gelingt. Den Wunsch, dass die öffentliche Verwaltung im Main-Taunus-Kreis und seinen Kommunen noch mehr Außenarbeitsplätze anbieten sollte, nahmen die Linken gern als Anregung mit.

Der seit vielen Jahren etablierte Austausch mit Frauen helfen Frauen Main-Taunus wurde bei einem Besuch in der Interventions- und Beratungsstelle fortgesetzt. Schwerpunktthemen waren der Wunsch nach mehr Familienzimmern im Frauenhaus, um eine bessere Versorgung der von häuslichen Gewalt Betroffenen zu ermöglichen und die Finanzierungssituation. Es ist eine Herausforderung, dass neben den langjährig vertraglich gesicherten Mitteln des Landes und des Kreises, ein Teil der Mittel des Main-Taunus-Kreises als Zuschussbescheide gewährt wird. Dies macht den Mitteleinsatz schwer planbar und erzwingt, dass der Verein über lange Zeiträume in Vorleistung treten muss, ohne definitiv zu wissen, ob am Jahresende die Mittel ausgeglichen werden oder nicht. Die Linke hatte in den vergangenen Haushaltsberatungen bereits diese Praxis kritisiert und will mit den anderen demokratischen Fraktionen ins Gespräch gehen, um an dieser Stelle Fortschritte zu erzielen.

Der Besuch im Tierheim Sulzbach war traurig und schön zugleich. Die Berichte der Vereinsvorsitzenden Therese Knoll bezüglich des alltäglichen Tierleids waren erschütternd und ein umso größerer Kontrast zum direkten Kontakt mit den vierbeinigen Bewohnerinnen und Bewohnern des auf Hunde und Katzen spezialisierten Tierheims Sulzbach. Eine große Herausforderung stellt auch hier die stete Unterfinanzierung dar: Nur rund 20 Prozent der jährlich benötigten 500.000 Euro werden durch die Fundtierabgaben der zugeordneten Kommunen abgedeckt. Doch die Tiere müssen trotz allem fachgerecht versorgt werden, was sehr oft mit hohen Arztrechnungen einhergeht. Dennoch gelingt es, viele Tiere wieder in gute Hände abzugeben. Allein im vergangenen Jahr konnten 290 Tiere vermittelt werden. Neben einer besseren Finanzierung wünscht sich der Trägerverein vor allem Katzenschutzverordnungen in allen MTK-Kommunen, um das Leid der Streuner zu mindern. Auch wird der Aufbau von Taubenhäusern zur besseren Versorgung und Populationskontrolle nachhaltig unterstützt, etwa im Main-Taunus-Zentrum. Die Linke sagte zu, das Anliegen der Katzenschutzverordnungen und der Taubenhäuser in die kommunalpolitische Debatte mitzunehmen.

Die Linke Main-Taunus im Kreistag dankt allen vier Trägern für inspirierende Gespräche und wichtige Impulse für die kommunalpolitische Arbeit.

Gruppenbild mit drei Frauen und einem Mannn

Die Kreistagsabgeordneten der Linken, Barbara Grassel, Carola Gottas und Thomas Völker mit der FhF-Geschäftsführerin Petra Gokkenbach (2.v.l.)

ein Werbebanner des Zentrums für Jugenbersatung und Suchthilfe an der Außenfassade eines Gebäudes

Dasc Zentrum für Jugendberatung und Suchthilfe befindet sich in der Hattersheimer Straße in Hofheim.

ein junges Mädchen streichelt einen Hund, zwei Frauen schauen zu.

Therese Knoll, Linken-Stadtverordnete Anita Vogt und Enkelin im Hundeauslaufbereich des Tierheims Sulzbach